Weil gute Ideen ins Meeting gehören: Öfter mal das Was vor dem Wie.
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„Das Wie kommt vor dem Was.“ – lautet eine viel zitierte Kommunikationsregel. Zuerst sollte also die Form, die Art und Weise, meiner Botschaft stimmen. Dann habe ich auch eine Chance, mein Gegenüber mit dem „Was“, dem Inhalt meiner Botschaft, zu erreichen. Woran liegt das?
Kommunikation ist von Bedürfnissen gesteuert.
Auch wenn uns dies nicht immer bewusst ist: Wir kommunizieren, wenn wir ein Bedürfnis haben und von unserem Gegenüber etwas wollen – sei es auch „nur“ eine Kleinigkeit – seine Aufmerksamkeit zum Beispiel. Es leuchtet ein, dass wir dabei möglichst wertschätzend auftreten sollten. Wertschätzend wiederum bedeutet, dass wir uns auf ein menschliches Grundbedürfnis einstellen – nämlich, dass wir das Selbst unseres Gesprächspartners möglichst bestätigen.
Im besten Fall geben wir dem anderen Menschen so das Gefühl, dass an ihm in diesem Moment alles stimmt, dass alles gut und richtig so mit ihm oder ihr ist. Wenn uns das gelingt, haben wir das richtige „Wie“, die „stimmige“ Form gefunden. Daher also die Regel: „Das Wie kommt vor dem Was.“
Zu viel des Guten wirkt nicht gut.
Das tragische an Regeln ist, dass man sie übertreiben und zweckentfremden kann. So erzeugt zu viel „Wie“ in der Kommunikation, also übertriebenes Selbst-bestätigen des Gegenüber, negative Effekte. Das wiederum zieht Konflikte nach sich, womit die Regel das Gegenteil von dem bewirkt, was sie bezwecken soll.
Nutzt jemand bspw. in einem Meeting seine Zeit vor allem dazu, „gute Stimmung“ durch andauernde Selbstbestätigung zu verbreiten, deutet das meist daraufhin, dass er großen Wert auf die eigene Präsenz legt. Auch, dass er es sich leisten kann, sich weniger um Inhalte zu kümmern. Es kann sich auch um reine Taktik handeln. Denn wer diese Strategie professionell beherrscht, kann so recht schnell zum Kapitän des Teams avancieren, ohne sich dabei inhaltlich positionieren oder gar mit Ideen überzeugen zu müssen. Warum diese Strategie in der Regel leider gut funktioniert, klären wir in einem anderen Artikel.
Wenn Visionäre mit den Hufen scharren oder sich ins Heu legen.
Menschen mit Ideen und Tatendrang, die „Visionäre“ unter uns, spüren ziemlich schnell, dass hier etwas quer liegt. Sie haben Ideen, wollen schaffen und etwas bewegen, werden jedoch ausgebremst, weil der Stimmungsmacher die Kommunikation „moralisch“ dominiert. Hinzu kommt, dass sich gute Stimmung und Selbstbestätigung eben auch gut anfühlen und im Alltag eher selten sind. Und so sehen wir mit diesen guten Gefühlen gern darüber hinweg, dass die Dinge nicht vorangehen – auch darüber hinweg, dass hier möglicherweise Manipulation im Spiel ist. Hauptsache kein Stress.
Menschen mit Ideen leiden jedoch unter solchen Bedingungen. Oft bereitet es ihnen große Mühe, ihre Wut zu verbergen oder sie schalten einfach ab. Wut oder Apathie sind allerdings schlechte Vorraussetzungen, um andere von den eigenen Ideen zu überzeugen.
Öfter mal: Was!?
Was also lässt sich tun? Auch hier gibt es kein Rezept – eher ein Appell: Bleibt wach und lasst Euch nicht einlullen. Fragt hin und wieder unverblümt nach dem „Was“: „Entschuldigung, ich habe den Faden verloren, worum geht es hier nochmal?“ Es ist nicht rüpelhaft oder gegen irgendeine Moral. Es ist sogar ziemlich anständig und befreiend.
Und für Visionäre eine kleine Hilfestellung, die viel bewirken kann:
Sag, was ist – und zwar mit Dir selbst. Sag ehrlich, wenn Du enttäuscht bist, weil sich nichts bewegt. Teile also Dein Gefühl mit. Du wirst erstaunt sein, wie gut Dir andere zuhören werden. Je eher Du das machst, desto besser.
Das kannst Du trainieren. „Selbstregulation“ ist hier das Stichwort. Dazu mehr in einem anderen Artikel.